Deutsche Quizmeisterschaft 2024


Die 13. Deutschen Quizmeisterschaften fanden am 24. und 25. Februar 2024 in Berlin statt – zum sechsten Mal in Folge war dabei der Loewe-Saal im Stadtteil Moabit das Zentrum des deutschen Quiz. Mit mehr als 400 angemeldeten Aktiven konnte ein erneuter Teilnehmerrekord vermeldet werden, selbst wenn nicht alle von ihnen letztendlich auch zum traditionell beliebtesten Wettbewerb, dem sonntäglichen Einzel, antraten – vielleicht dem februaruntypischen Kaiserwetter geschuldet.

 

Um kurz nach zehn Uhr früh am Samstag begrüßte ich im Namen des DQV also einen Saal voller Quizzerinnen und Quizzer, die sich auf den Doppelwettbewerb, bestehend aus 100 Fragen der beiden Lokalmatadoren Patrick Pertsch und Moritz Radecke freuten. In fünf Runden mussten jeweils 20 Antworten binnen 15 Minuten gefunden werden, was sich als einigermaßen knifflig herausstellte; zwei Gehirne zu kombinieren, ist oft nicht mehr und manchmal sogar weniger als die Summe der beiden Teile, mussten wir feststellen – am Ende gelang es ganzen 14 von 183 Doppeln, mehr als die Hälfte der Fragen richtig zu beantworten. Es scheint im Nachhinein so, als wäre Erfahrung der Schlüssel zum Sieg gewesen, denn der Sieg ging an ein Paar, das schon bei der allerersten DQM 2012 in Duisburg auf dem (Einzel-)Podium gelandet war: Sebastian Jacoby und Sebastian Klussmann setzten sich mit 64,5 Punkten deutlich von dem Rest des Feldes ab – nach 2013, 2017 und 2020 schon ihr vierter Titel als Paar! Den Titelverteidigern René Waßmer und Dirk Vielhuber blieb mit 4,5 Punkten Abstand „nur“ sehr respektables Silber; gefolgt von dem westfälischen Duo von Denis Witthake und Leonard Steinhoff (57,5 Punkte), wobei letzterer bei seinem DQM-Debüt sofort einen der begehrten Pokale abstaubte. Hier geht es zur vollständigen Ergebnistabelle des Doppelwettbewerbs 2024.

 

So mancher sehnte sich nach der Mittagspause, aber für alle, die einen Platz im begehrten Buzzerturnier ergattern wollten, hieß es jetzt, Sitzfleisch zu beweisen. „Last Quizzer Sitting“, ein Format mit progressiv schwieriger werdenden Fragen, von denen man maximal zwei falsch beantworten darf, testet Wissen und Sitzfleisch von allen außer den 16 Quizzerinnen oder Quizzern, die sich durch ihre starken Leistungen bei der letzten DQM vorqualifiziert haben. Nach und nach stehen so immer mehr Leute auf, bevor dann ein harter Kern von elf noch sitzt – und die quizzerische Reise nach Jerusalem beginnt. Es dauert tatsächlich noch sechs weitere Fragen, bis Sebastian Milpetz die Fäuste ballen darf und das letzte Ticket für das Turnier auf der Bühne erhält.

 

Das steigt dann nach dem Mittagessen zunächst noch mit zwölf Glückspilzen, die in einer Verlosung die Chance bekommen haben, reinzuschnuppern und sich durch die Hintertür noch in den Hauptbewerb zu spielen – und da gibt es dann durchaus die eine oder andere Entdeckung! Mag sein, dass diese Quizzer vielleicht nur an ihren Heimatstandorten bis jetzt aufgefallen sind; aber nach der ersten Runde sind große Namen wie Doppelchampion Sebastian Klussmann oder der vormalige Buzzermeister Thorsten Zirkel draußen, und dafür dürfen wir Anja Riske oder Pakeetharan Sivarajah auch im Achtelfinale wiedersehen. Aufgrund der stets unglaublich engen und spannenden Matches, von denen einige über die volle Distanz der möglichen Fragen gehen, zieht sich das Achtelfinale dann doch etwas lange hin und ich schaue verwundert auf die Uhr, dass es doch schon halb acht abends ist – wo ist die Zeit hin verflogen?

 

Und die Meute ist noch nicht satt. Also essenstechnisch trotz des Ausfalls der abendlichen Pause schon anscheinend, denn auch nur die Erwähnung der Möglichkeit einer längeren Unterbrechung als bis 20 Uhr wird von ungeduldigen Protesten begleitet. So gibts nen kleinen Snack – und es folgt nach der Siegerehrung der im Jahr erfolgten Online- und Offlinewettbewerbe sowie des Doppels: die Team-Meisterschaft, die in diesem Jahr erstmals statt Medaillen ebenso mit Pokalen gewürdigt wird. Jetzt dürfen sich bis zu vier zusammenschließen, um die Fragen der Hessen Sebastian Küppers, Klaus Herber und Jörg Zelinger zu beantworten; ersterer führt dabei launig durch die zehn Runden, bei denen die abendliche Stimmung (und die Abwesenheit der ungeliebten, aber erfahrungsgemäß notwendigen Sichtschutzpappen) zu deutlich weniger Verbissenheit, aber nicht weniger sportlichem Ehrgeiz führt. Die Fragen sind auch deutlich dankbarer, und am Ende wird es ganz oben ganz, ganz eng: „Quiz van der Rohe“ – das sind Stefan Georg, Manuel Hobiger, Guido Marquardt und Thorsten Zirkel – rettet über die letzten drei Runden im Gleichschritt den knappstmöglichen Vorsprung von einem halben Punkt über die Ziellinie und krönt sich mit 76,5 Punkten zum ersten Mal zum Meister. „R2S2“, die in den letzten Jahren nicht zu schlagen gewesen waren, kommen mit René Waßmer, Roland Knauff, Sebastian Klussmann und Sebastian Jacoby zu Silber – zeichnet sich da etwa ein Thema für die gesamte DQM ab? Platz drei geht übrigens an ein Team, das zur Hälfte im letzten Jahr schon dort stand: Vanessa Engelhardt und Bastian Jansen haben sich dieses Jahr mit Tilman Thiry und Pierre Frotscher als „Mochi und Totschlag“ zusammengetan und können mit 72,5 Punkten wieder den dritten Preis einfahren. Die 89 Teams beweisen da natürlich schon fast traditionell ihre Kreativität bei der Namensgebung zwischen Wortspielen (z.B. „Garantiert quizbegierig“), Absurdkreationen (wie „Der verwirrte Obstsalat“) oder Galgenhumor („Irgendjemand muss ja Letzter sein“ gibt diese Rolle aber nur zu gerne noch weiter) – holen aber im Schnitt auch deutlich mehr Punkte, sodass fast alle mit einem guten Gefühl in die kurze Nacht gehen, die die Autoren bei der Klärung der glücklicherweise im Rahmen gebliebenen Nachfragen noch etwas aufschieben müssen. Hier geht es zur vollständigen Ergebnistabelle des Teamwettbewerbs 2024.

 

Das Einzel fängt dann eigentlich viel zu früh an. Wer nach 12 erst aus dem Saal geht und am nächsten Morgen um 10 schon wieder quizzen muss, der denkt wehmütig an die Forscher, die irgendwann mal davon sprachen, dass acht Stunden Schlaf für das Gehirn am besten seien – oder eben an Angela Merkel, die ja angeblich mit vier Stunden auskam. Jannik Fellger, Jan Kostka und Lorenz Wirth heißt das junge Autorenteam, das sich durchaus auf die Fahnen geschrieben hat, den 369 Mutigen auch mal etwas mehr Erfolgserlebnisse zu verschaffen als die Autoren des Samstags. Nach zwei Halbzeiten von je 45 Minuten haben dann tatsächlich auch 357 Quizzerinnen und Quizzer mindestens 50 Punkte, 219 von ihnen sogar mehr als die Hälfte der 150 Fragen richtig beantwortet – kein Wunder, dass es einen tosenden Applaus für die drei Schreiber gibt. Und da, man ahnt es schon, wird es noch knapper als im Teamwettbewerb. Die ersten drei landen alle innerhalb von nur einem Punkt; und um zu entscheiden, wer sich denn jetzt tatsächlich Deutscher Quiz-Meister im Einzel nennen darf, muss der alles nachkontrollierende Ethikrat (vielen Dank an dieser Stelle für die Unterstützung an Sebastian Dengler, Kevin Holtmann, Andy Östreich und Pavle Veraja) den Rechenschieber herausholen. 111 Punkte haben die zwei ganz vorne und beide haben jeweils in vier Kategorien besser gepunktet als der andere. Also entscheidet die beste Einzelkategorie, und wer jetzt oben aufgepasst hat, weiß, wie das bei dieser DQM läuft: Der Titelverteidiger landet auf Rang 2! Sebastian Jacoby schafft es nämlich gleich in drei Kategorien, 13 Punkte einzuheimsen, und René Waßmers bester Wert sind zwölf und ein halber Zähler in Literatur&Medien. Damit krönt sich der Wahl-Duisburger nach zehn Jahren wieder zum Deutschen Meister – herzlichen Glückwunsch! Für René, den überragenden Deutschland-Cup-Gesamtwertungs-Sieger, bleibt ein nicht minder beeindruckender zweiter Platz vor dem bei 110 Punkten einlaufenden Roland Knauff, dem Vizemeister des Vorjahres. Hier geht es zur vollständigen Ergebnistabelle des Einzelwettbewerbs 2024.

 

Damit hätten wir dann auch – halt, da war ja noch was. Nach der Mittagspause wird ja auch noch gebuzzert. Acht Leute sind im Wettbewerb verblieben, und so geht’s jetzt im Zweikampf aufs Finale zu. Titelverteidiger Steffen Löwe besiegt Stefan Georg, René Waßmer eliminiert Roland Knauff, Max Lüggert schlägt Tilman Thiry und Mathias Ernst gewinnt gegen Pierre Frotscher – dann macht Steffen mit Mathias kurzen Prozess, nachdem Max René in einem hochdramatischen Match besiegt hat. René sichert sich mit einem Sieg im kleinen Finale gegen Mathias seinen vierten Podiumsplatz im vierten Wettbewerb, bevor die Augen auf das Finale gerichtet werden: Ereilt auch Steffen Löwe der Fluch des Titelverteidigers? Die Antwort ist schnell klar: Nein – Max Lüggert kann den Skalps aus seinen Herkulesaufgaben aus Viertel- und Halbfinale nicht noch den Pelz des geraischen Löwen hinzufügen und wird von Steffen deutlich geschlagen, der damit auch der deutsche Buzzerquizmeister des Jahres 2024 ist!

 

Und dann ist auch wieder vorbei. Dann ist auf einmal dieses Event, auf das man sich seit Wochen und Monaten gefreut hat, endlich wieder mit diesen ganzen anderen Klugscheißern aus ganz Deutschland zusammenzutreffen, um. Der Saal leert sich, man sammelt die letzten Überbleibsel zusammen, baut Technik und Dekoration ab und verstaut alles in den Autos, und es bleibt etwas ein Gefühl des Wehmuts und der Leere. Und dann dreht man sich um, und da stehen doch noch die Freunde, die auf einen gewartet haben, um den Abend irgendwo ausklingen zu lassen und sich für die Weltmeisterschaften und das Quizfestival im Juni in Mainz zu verabreden. Denn Quizmeisterschaft ist nur einmal im Jahr – außer man fährt öfters!

 

Großer Dank geht auch an dieser Stelle nochmals an Sebastian Geschwindner, den Chef der Organisation, und seine vielen Helfer aus dem Verein, die so eine Halle wie den Loewesaal erst zu so einer Pilgerstätte machen!